Das NUNZIO in Berlin-Steglitz: Eis! Lokal!

Es passiert was in SOTO (South of Torstraße): es gibt eine neue gute Eislocation!

NUNZIO hat eröffnet! Die Lage: Die Muthesiusstraße ist selbst für Steglitzer nicht unbedingt eine Straße, die man ständig aufsucht. Das Ladenlokal ist an einem Wendehammer gelegen, was eine ruhige Lage (und das quasi direkt an der Schlossstraße) bedeutet, man kann draußen sitzen, ohne direkten Autokontakt, denn in diese Straße fährt nur, wer hier wohnt.

Dementsprechend gibt es nicht viel Laufkundschaft, und da sicherlich aus ästhetischen Aspekten demnächst auch kein großes Plastikeis vor der Tür stehen wird, um den Laden auch schon von weitem sichtbar zu machen, finden wir sicherlich bald eine alte Vespa an der Schlossstraße die auf NUNZIO hinweist…

Wer in Berlin-Steglitz wohnt, (für alle Touristen: das ist der Bezirk, der nie in den Reiseführern und Gastromagazinen erwähnt wird), ist ja in kulinarischen Dingen nicht so sehr verwöhnt. Und jetzt gibt es nach „Frau Lüske“ (mehr Infos darüber hier in meinem BlogPost) in Lichterfelde-West schon die zweite kulinarisch UND optisch erfreuliche Neueröffnung in kurzer Zeit in dieser Gegend!

Ein neuer Eisladen…noch einer? Ja, es gibt hier schon einige Eisläden, man könnte sogar sagen, viele Eisläden – aber es sind diese mit den dekorierten Eisbergen, mit ‚After Eight‘, Schlumpfeis, Eis mit ‚Raider heißt jetzt  Twix‘, Eis mit ‚Ferrero Rocher‘, dazu diese komischen dünnen Servietten, die bestimmt viel können, aber keine Eismünder säubern, das Ganze in geschmacksfreien viel zu süßen pappähnlichen Waffeln…

Vorbei! „Nunzio, übernehmen Sie!“

Für die, die Fremdsprachen früh abgewählt haben, hier ein kleiner Erklärungsversuch zum Namen: Nunzio ist die männliche Form vom italienischen weiblichen Vornamen ‚Annunziata‘ (von lat. annuntiare: ankündigen), einem Beinamen der Jungfrau Maria. Im Logo findet sich ein Junge, der Trompete bläst  – und wahrscheinlich eine neue Eissorte ankündigt!

Oder so.

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Vielleicht war und ist Nunzio ja auch der nette Eisverkäufer in Rom, der zur Gründung inspirierte. Wer weiß das schon?

Die beiden Gründer Arne Seifried und Franziska Flemming sind, wie so oft bei Neugründungen im Berliner Gastrobereich, Quereinsteiger.

Arne ist für das Eis zuständig und Franziska für die Kuchen, Cookies, Taftes, Törtchen und Brownies.

arne und franziska

Ich habe die beiden im letzten Jahr auf einer Veranstaltung des Food Entrepreneurs Club (FEC) zum ersten Mal getroffen und sie erzählten mir von ihren Plänen. Im Mai traf ich sie wieder auf der Next Organic in Berlin, auch hier saßen wir zusammen im Publikum bei einer Veranstaltung des FEC und da warteten sie gerade auf diverse Genehmigungen von diversen Ämtern, Lieferungen von Eismaschinen, Espressomaschinen und was so ein Eiscafé noch so benötigt. Da ich um die Ecke wohne, habe ich ab und zu mal vorbei geguckt- und durfte Probe essen.

Franziska und Arne versuchen, soweit möglich, das Prinzip Support your local Dealer umzusetzen: die Erdbeeren für das großartige Erdbeersorbert  ‚Dahlemer Erdbeere‘ sowie der Honig für das ‚Honey Comb‘ kommen vom Hofladen der Domäne Dahlem um die Ecke, die Kaffeebohnen für Kaffee, Espresso und das ‚Schlaflos in Steglitz‘ werden bei Ridders Rösterei aus der Schmijanstraße in Berlin-Friedenau geröstet, die Schokolade für Eis, Kuchen und Cookies von Rausch Schokolade aus Berlin-Tempelhof geliefert und die Minze ist aus dem eigenen Garten.

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Die Produkte: ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Qualität der Zutaten. Die Vanille für das unfassbar gute Vanilleeis kommt von der Tahiti-Vanillle und es werden überwiegend Biozutaten gewählt. Die Waffel schmeckt wie frisch gebacken, die Marshmellows für die ‚Dahlemer Erdbeere mit Marshmellowcreme‘ macht Franziska selber, ebenso das Karamell für das Eis mit ‚gesalzenem Karamell‘ und das Krokant für ‚Mandelkrokant‘. Meine Favoriten sind ‚Pinienkern mit Olivenöl‘, ‚Zimt-Orange‘ und ‚Cantaloupe-Melone‘, meine kleine Tochter lässt sich auf das Sorbet von der Dahlemer Erdbeere noch einen Berg Sahne setzen, mein Sohn geht kaum Kompromisse ein, entweder ‚Schokolade mit Brownies‘ oder ‚Milchschokolade mit Haselnüssen‘, Hauptsache kein Obst.

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Die Eiskarte verändert sich täglich, es werden sich sicherlich ein paar Klassiker halten und der Rest ist abhängig von dem, was der Markt und die Saison so hergibt (‚Zimt-Orange‘ hat Arne gerade produziert, weil der Sommer gerade eine kleine Pause macht und er Lust auf ein „Wintereis“ hatte).

Ich schließe bei der Kreativität auch ein „Superfood“-Eis mit Chia, Acaibeeren, rohem Kakao und Gojibeeren nicht aus. Die jeweils tagesaktuellen Eissorten stehen auf einem Schild am Eingang und auf Facebook. Auf der Facebookseite gibt es außerdem Infos aus der von der Backstube (heute z.B. eine Apfeltarte mit brauner Butter). IMG_2920

Für Sorbetfreunde (und Veganer) sorgt eine Zitronengranita für Erfrischung, die italienische Version des Sorbets kommt aus einem schönen „Granita-Faß“:

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Der / die / das Zitronengranita ist lecker, ich würde mir allerdings ein klassisches Zitronensorbet wünschen (die Granita gibt es in einem extra Becher und läuft nicht direkt unter Eis und wird auch nicht mit den anderen Eissorten gemischt).

Die Preise sind der Qualität der Produkte angemessen, es gibt keine klassischen Kugeln, sondern „Portionen“ das Eis wird mit einem Spachtel in die Glasschalen, Waffeln oder Receyclingbecher (to go) gestrichen. Eine Portion kostet € 1,40, zwei Portionen € 2,70, drei Portionen € 3,90.

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Die Preise für die Getränke sind völlig in Ordnung: das Glas Milchkaffee kostet € 2,90, ein Espresso € 1,50, ein Americano € 1,80 und ein Flat White € 2,80 (alles mit Milch), Wasser aus der Karaffe es gratis.

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Außerdem gibt es köstliche Cookies, außen knusprig, innen weich, Franziska hat längere Zeit in den USA verbracht, und benutzt viele amerikanische Zutaten (das Bakingpowder ist zum Beispiel nicht so wie das deutsche Backpulver und das Kaisernatron ist nicht das selbe wie das amerikanische Baking Soda).

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In der Kuchentheke muss man sich zwischen wunderbar dichtem New York Cheesecake, kleine Törtchen, Brownies, Bananabread und andere Highcarb-Spezialitäten entscheiden.

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Die Einrichtung: hier herrscht eine gelungene Mischung aus Midcentury Style, Flohmarktschnäppchen und viel eigener Kreativität.

Beim Wandschmuck handelt es sich um Tapeten der Designerin Gosia Warrink, sie hat auch die Kerzenhalter aus Beton gestaltet und das komplette Lampen – und Beleuchtungskonzept konzipiert.

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Überhaupt findet sich überall im Raum kleine „Backzitate“: die Downlights sind kleine Backformen…

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…dito die Deckenhalterungen der Lampe:

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Es gibt eine lange Tafel mit einer bunten Stuhlmischung (mehrere sehr bequeme alte Schreibtischstühle) und kleine Sitzecke, sowie einen Schaukelstuhl. Kostenloses W-LAN gibt es auch, man kann dort auch gut ein bisschen arbeiten und sich von der guten Zeitschriftenauswahl ablenken lassen.

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Da eben nicht nur Eis angeboten wird, sondern auch Kuchen, schließt NUNZIO nicht im Oktober, um einem Laden mit mittelmäßigen gebrannten Mandeln, Liebesäpfeln. Lebkuchenherzen und Schaumzuckerzeugs Platz zu machen, sondern hat rund ums Jahr auf, eventuell mit längeren Öffnungszeiten und Cocktails.

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An den Fenstern stehen hübsche, (leicht kippelige) Barhocker und draußen vor der Tür eine alte Holzbank aus einer Berliner S-Bahn und Holzbänke. Draußen fehlt mir persönlich noch der eine oder andere Tisch, die charmante S-Bahnbank eignet sich nämlich nicht so zum Abstellen des ‚Milchkaffees‘.

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Im NUNZIO sind Kinder willkommen, es gibt 2 Sorten von Streuseln (aber KEIN Schlumpfeis!) und demnächst einen Wickeltisch, die Eissorten sind alle ohne Alkohol und die Kleinsten können auf einem Kinderhochstuhl sitzen.

Und: die ruhige Lage entspannt die Begleitungen denn man muss keine Sorge haben, dass die Kinder gleich auf eine befahrene Straße laufen.

Ach, und die (Recycling)-Servietten eignen sich im übrigen hervorragend, um Eismünder zu säubern.

Fazit: HINGEHEN! FREUEN! HINSETZEN! PROBIEREN! GENIESSEN!

NUNZIO Natural Deserts I Eisdiele I Bäckerei I Café

Muthesiusstr. 1 I 12163 Berlin-Steglitz

http://www.nunzio.berlin/

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